* 17. März 1973
von Andreas Karl
Essay
Übergänge zwischen Literatur, Sprache, Musik und PhilosophieDie Bezüge zur Literatur äußern sich im Werk von Mendoza sowohl strukturgebend im Hintergrund als auch direkt bzw. fragmentiert hörbar in den Vokalstimmen beispielsweise der Instrumentalisten. In Lo que nunca dijo nadie für Gitarre und Violine (2004) werden Wortfragmente des Gedichtes »Ahí, donde fracasan las palabras« [Dort, wo Worte versagen] (1986) von Ángel González Muñiz (1925–2008) auf beide Instrumentalisten aufgeteilt (Nbsp. 1). Zwischen Musik und Sprachklang entstehen klangliche Annäherungen, imitatorische Momente und Schnittpunkte. Das kurze Gedicht beschreibt einen Dichter, der ausspricht, was niemand zuvor imstande war auszusprechen, und endet mit den Worten »Lo condenaron a muerte« [Sie verurteilten ihn zum Tode]. Mendoza überführt diese semantische Ebene in die musikalische (Pöllmann 2008, 12). Die in das instrumentale Material integrierten Textfragmente sind zunächst, der Hoquetus-Technik ähnlich, rhythmisch ineinander verschränkt. Der kurze Text wird wiederholt und mit jeder Wiederholung die enge Bindung von Rhythmus und Silbenordnung loser. Die musikalische Struktur beginnt sich zu ändern, und das semantische Verständnis des Textes geht zugunsten neuer Silbenkombinationen verloren, während die Musik kontinuierlich wächst und die semantische Ebene übernimmt. Solche Übergänge von semantischen zu musikalischen Realitäten sind wiederholt in ...